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Erschienen am: 23.05.2013

Viel Lob für die Siebener

250 Feldgeschworene tagten in Ochsenfurt – Waldbereinigung kommt voran

Bei schönstem Frühsommerwetter trafen sich am Samstag 250 Feldgeschworene im Ochsenfurter Pfingstzelt. Noch vor dem abendlichen Beginn des Bratwurstfestes hatte der Volkstrachtenverein dem Feldgeschworenenverband Ochsenfurt des Bierzelt am Main als Tagungsort zur Verfügung gestellt. Denn eine Veranstaltungshalle für 300 Personen findet sich in Ochsenfurt nicht.
Schon früh um acht Uhr trafen sich die Feldgeschworenen und ihre 50 Ehrengäste zu einem Imbiss mit Umtrunk im Festzelt. Dann zogen sie, die Hopferstadter Musikkapelle voraus, in die Stadtpfarrkirche zum ökumenischen Gottesdienst. Der wurde von den Ochsenfurter Stadtpfarrern Oswald Sternagel und Friedrich Wagner abgehalten.
Vor dem Rathaus begrüßte dann der Vorsitzende der Feldgeschworenengemeinschaft Ochsenfurt Werner Wenninger die Teilnehmer. Besonders die Begrüßung der Ehrengäste brauchte dabei viel Zeit. Auch die Kleinochsenfurter Weinprinzessin Marina Eyering war gekommen. Später schenkte sie dann im Festzelt Weine aus ihren Ort aus.

Aufgelockerte Ansprachen

Dann folgten zahlreich Grußworte der Gäste. Ausnahmslos würdigten sie die Arbeit der Siebener. Und sie versicherten, wie wichtig das Ehrenamt des Feldgeschworenen auch in der Zeit von GPS und anderer Techniken sei. Vertrauen und Rechtschaffenheit von Menschen könnten sie nicht ersetzen. Aufgelockert wurden die Ansprachen durch Musikstücke der Kapelle unter der Leitung von Josef Metzger und eine Vorführung der Vorschulkinder des Kleinochsenfurter Kindergartens.
Dabei blieb sicher ein lustiger Liedvers den Veranstaltungsteilnehmern im Gedächtnis. Er lautete: „Viele Feldgeschworene sind heut hier in Ochsenfurt, Bauern nutzt nun eure Chance und rückt die Steine vor.“
Im Festzug mit Musik und Fahnenabordnungen voraus zogen die Siebener dann ins Festzelt zum Mittagessen. Es folgte die Ehrung langjähriger Siebener und die Aufnahme von zehn neuen in die Gemeinschaft.
Ottmar Porzeld vom Amt für ländliche Entwicklung berichtete über die abgeschlossenen Flurbereinigungen und, dass nun die Bereinigung der Flurstücke im Wald in Angriff genommen würden. Denn durch die Realteilung würden die Besitze in den Wäldern immer mehr zerstückelt. So nennen derzeit mehr als hunderttausend Unterfranken kleine und kleinste Waldstücke ihr Eigen. Viele von ihnen wissen noch nicht einmal, wo ihr Besitz genau beginnt und endet.

Ein Schoppen für den Landrat

Noch kurz vor Schluss bekam unter anderen auch Landrat Eberhard Nuss vom Verband ein Weinpräsent. Obwohl bekannt ist, dass er einen guten Tropfen liebt, gab er die Schoppen sogleich zurück. Denn ihm war gerade eingefallen, dass der Verbandsvorsitzende sein Amt seit genau zehn Jahren ausübt. Und dafür bekam er nun unter viel Beifall den Schoppen vom Landrat zurück.

Tradition und Geheimnis

Feldgeschworene, auch Siebener oder Schieder sind in den Bundesländern Bayern, Rheinland Pfalz und teilweise noch in Thüringen zuständig für die Grundstücksgrenzen und ihre Markierungen. Sie setzen Grenzsteine oder wechseln sie aus. Als Hüter der Grenzen arbeiten sie in ihrer Gemeinde eng mit den Vermessungsbeamten zusammen.
Schon seit rund 500 Jahren gibt es das Ehrenamt des Feldgeschworenen. Es ist eines der ältesten noch erhaltenen Ämter der kommunalen Selbstverwaltung. Das Ehrenamt ist im 13. Jahrhundert in Franken entstanden. Auch in der Ochsenfurter Geschichte werden im Mittelalter schon die „Vierer“ genannt, die über die Grenzverläufe wachten.
Das Geheimnis, das alle Feldgeschworenen teilen, sind geheime Markierungen und Zeichen. Denn schon immer gab es Zeitgenossen, die versuchten durch das Versetzen eines Grenzsteines ihren Besitz oder ihr Ackerland zu vergrößern. Das Geheimnis ist örtlich verschieden und wird nur mündlich an den Nachfolger weitergegeben. Es wird vom Inhaber ein Leben lang bewahrt. Weil ursprünglich meist sieben Männer in einer Gemeinde zur Bestimmung der Grundstücksgrenzen verantwortlich waren, bürgerte sich der Begriff Siebener ein. Inzwischen müssen es mindestens vier sein. Und nicht nur Männer. Auch Frauen dürfen dieses Ehrenamt ausüben. Doch derzeit sind nur 50 von den 20000 Siebenern in Bayern weiblich, Tendenz steigend.

Gruppierung

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